Eschweiler. Am kommenden Wochenende startet die 43. Kegelstadtmeisterschaft und nach einigen Jahren wurde wieder einmal eine Schallmauer durchbrochen: Mehr als 40 Teams sind dabei. Kegeln ist in Eschweiler seit vielen Jahren sehr beliebt. Aber warum eigentlich? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.
„BBK A“ und „Ohne Daddy“ sind Titelkönige

Die meisten Stadtmeistertitel bei den Männerteams hat der Club „BBK A“ gesammelt: 13 waren es. Den ersten gab es 1990/91, den bis dato letzten 2010/11. Zwischen 2005/06 war der Club sechs Mal am Stück erfolgreich. Die „Bunte Acht“ hat acht Mal, der Club „Alte Freunde“ sieben Mal triumphiert. Erster Titelträger 1972/73 war „Voll Dropp“. Der Club siegte bei den ersten drei Auflagen des Wettbewerbs.

Bei den Frauen dominierte ein Team meist gleich mehrere Jahre. Nach dem Sieg von „Freier Schwung“ 1971/72 gewann zwei Mal „Frohsinn“, dann gingen elf der nächsten 13 Titel an „Onge Oss“ und „Ohne Sorge“. „Die lustigen Bienen“ konnten sich zwei Titel in der Zeit erkämpfen. Zwischen den Triumphen von „Immertreu“ (ein Sieg) und „Immertreu A“, die sechs Mal am Stück gewannen, konnten sich „Die Lustigen Bienen“ erneut zwei Mal den Siegerpokal schnappen. Von 1997/98 bis 2007/08 siegte „Ohne Daddy“ elf Mal am Stück. Die „Bunte Acht“ holte sich danach fünf Titel, bevor die „Dürwisser Mädche“ im Vorjahr erstmals triumphierten.

Neben den „Dürwisser Jonge“ und „Bunte Acht“, die seit Beginn dabei sind, gibt es weitere Dauerbrenner. Bei den Frauen: „Ohne Daddy“ 39 Jahre, „Ohne Namen“ 25 Jahre. Bei den Männern: „Freitagsleber“ 41 Jahre, „BBK“ 36 Jahre, „Onge Oss“ 35 Jahre, „Gut Schuss“ 33 Jahre, „Ohne Namen“ 31 Jahre.

Ein Leben ohne Kegeln können sich diese Indestädter nicht vorstellen. Während Dr. Katja Eckstein Erfolge in der Bundesliga erzielt, nutzen die Mitglieder des „KC Pegelclub“, ein Freundeskreis, der mittlerweile in ganz Europa verteilt ist, ihren Kegelclub, um sich regelmäßig zu treffen. Dass dies auch nach 50 Jahren noch funktionieren kann, beweisen die Mitglieder des Kegelclubs „Ohne Namen“, die in der vergangenen Woche ihr Jubiläum feierten.
Zehn Ehepaare aus Bergrath

Als einige Indestädter im Jahr 1972 Pläne zu einer Kegelstadtmeisterschaft entwickelten, gab es den Club „Ohne Namen“ bereits seit acht Jahren. 1964 wurde er von zehn Ehepaaren aus Bergrath gegründet, die sich von der katholischen Jugendarbeit sowie der Arbeit in anderen Ortsvereinen kannten. Gekegelt wurde im Rhythmus von vier Wochen beim Gastwirt Stolberger-Pütz, der ein Lokal am Hastenrather Weg besaß. Nach dessen Schließung Ende 2006, wechselte man in den Bergrather Hof. Dort wurde der Kegelbetrieb allerdings zwei Jahre später eingestellt. So wechselte der Club nach Bohl und kegelt seitdem im Hause Autermann.

Mittlerweile treffen sich die Mitglieder zwar nicht mehr am Wochenende, die Freude am Kegeln haben sie jedoch nicht verloren. Bei ihrem Treffen anlässlich des 50-jährigen Bestehens lachten die Mitglieder nicht nur über alte Fotos, sondern ließen auch die ein oder andere Kegeltour noch einmal Revue passieren. So erinnerten sich die Damen an den Stoffbären „Hugo“, den sie vor über 20 Jahren auf einer Kegeltour gewonnen hatten. Der Bär, der die Ausmaße eines erwachsenen Menschen besaß, wurde von den Mitgliedern auch in die Restaurants mitgenommen. Klingt nach jeder Menge Spaß, und fragt man die Mitglieder der zahlreichen indestädtischen Kegelvereine, nennen sie das als ein Hauptargument für dieses Hobby. Sportliche Höchstleistungen sind – bei allem Ehrgeiz – den wenigsten Keglern am wichtigsten.

Wolfgang Kaltenbach war 14 Jahre lang Vorsitzender des Vereins zur Durchführung der Kegelstadtmeisterschaft. Er kennt die ganz rosigen Zeiten Ende der 80er Jahre, als 79 Teams mit über 500 Keglern die Organisatoren vor große Herausforderungen stellten. Er weiß aber auch, wie es zu Beginn seiner Vorstandstätigkeit war. Anfang der 90er Jahre war die Kegelstadtmeisterschaft stark gefährdet.

Das liebe Geld

Der Rückgang der Teilnehmerzahlen wurde gestoppt. Aber wie? „Wir sind aktiv auf die jungen Leute zugegangen“, sagt Wolfgang Kaltenbach. Will heißen : Der Vorstand tingelte über die Bahnen der Inde-stadt und besuchte den Kegelnachwuchs. Mit Erfolg: Die Teilnehmerzahlen zogen wieder an. Wolfgang Kaltenbach hat einen Grund immer wieder gehört, warum gerade Kegeln so beliebt bei den jungen Eschweilern ist: das liebe Geld. „Es gab viele Kegler, die erzählt haben, dass sie etwa beim Bowling waren oder Tennis gespielt haben, ihnen das aber schlicht und ergreifend zu teuer war“, erzählt der ehemalige Vorsitzende. Dazu gab es in der „schwierigen Zeit“ Wirte, die den Nachwuchs kostenlos spielen ließen. In anderen Städten sieht es derweil alles andere als rosig aus. In Stolberg etwa ist die Zahl der teilnehmenden Mannschaft einstellig.

Neben den Hobbysportlern gibt es auch Leistungskegler in Eschweiler. Dr. Katja Eckstein kegelt seit ihrer Kindheit. 1977 eröffneten ihre Eltern das Kegelcenter am Knickertsberg und seit Eckstein denken kann, hat sie dieser Sport fasziniert. „Man wird halt in so eine Familie rein geboren“, sagt sie. Heute kegelt die 36-Jährige mit dem Team Schwarz-Gelb 63 Aachen Knickertsberg in der 1. Bundesliga. Ihre größten Erfolge feierten sie und ihre drei Jahre jüngere Schwester Sandra Liebig jedoch als Jugendliche. Die Liste der Erfolge der beiden Frauen, die unter dem Namen „Stollwerk-Schwestern“ für Aufsehen sorgten, ist lang. Sehr lang. 1996 wurde das Gespann deutscher Meister in der Kategorie Paarkampf, im Einzel sicherte sich Eckstein den 2. Platz. Im selben Jahr nahm die Indestädterin mit der deutschen Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft in Italien teil. Neben dem Training, das zwei Mal in der Woche auf ihrem Programm stand, nahm sie an zahlreichen Turnieren teil. „Die Stimmung ist wie im Fußballstadion. Es gibt Leute, die die dicke Trumm oder Trompete spielen und man wird laut angefeuert.“
Eine gewisse Verbindlichkeit

Bei den „normalen“ Kegelclubs laufen einige Dinge anders. Gute Stimmung herrscht natürlich auch dort, laut wird es mitunter auch, aber das Training ist weniger intensiv und wird in den meisten Fällen mit einem geselligen Kneipenabend verbunden.

Der „KC Pegelclub“ trifft sich ein Mal im Monat im Haus Flatten. Momentan besteht der Club aus 15 Kegelbegeisterten, die meisten von ihnen sind ehemalige Klassenkameraden. Warum man sich vor rund sieben Jahren zu der Gründung eines Kegelclubs entschloss, erklären die Vorstände Martin Nießen und Philip Müller: „Das Kegeln bringt eine Verbindlichkeit mit sich. Wir hätten auch einen Meier-Club gründen können, aber da wäre es mit der Verbindlichkeit sicher nicht so gewesen, wie es jetzt ist“, ist sich Müller sicher. Die Treffen sind für alle Mitglieder „heilig“. Damit jeder von ihnen teilnehmen kann, werden die Termine bereits zu Beginn des Jahres festgelegt. Die Mitglieder leben jedoch nicht nur in der Indestadt. Sogar aus Dublin reist ein Kegelbruder so oft es geht für die Treffen an. Neben den Kegelabenden, bei denen die Herren unter sich bleiben, stehen auch die Teilnahme an Fußballturnieren und Kegeltouren auf dem Programm. „Ich bin stolz darauf, dass wir so einen tollen Verein haben“, sagt Müller.

Im vergangenen Jahr nahm der Club zum ersten Mal an den Kegelstadtmeisterschaften teil und sicherte sich den 12. Platz. „Man hat uns gesagt, dass wir der beste Newcomer waren“, sagt Nießen und lacht. Die sportliche Leistung sei zwar nicht überragend gewesen, jedoch wolle man auch in diesem Jahr wieder antreten. Mit Martin Nießen ist der Club sogar im Vorstand des Vereins zur Durchführung der Kegelstadtmeisterschaft, der vor wenigen Monaten neu gewählt wurde, vertreten.

Die jungen Kegler sind sich sicher, dass der Kegelsport und dessen Ansehen sich in den vergangenen Jahren verändert hat. „Früher dachte man bei Kegelclubs immer an ältere Herren“, meint Müller. Das sei heute jedoch nicht mehr so. Schließlich gebe es in der Inde-stadt viele Kegelclubs mit jungen Mitgliedern. „Wir haben in den vergangenen Jahren 120 bis 140 junge Kegler dazu bekommen“, sagt der neue Vorsitzende Günter Reiche, der stolz ist, dass die 40er-Grenze geknackt wurde. Wenn die Kegler von jung sprechen, meinen sie Sportler zwischen 20 und 30 Jahren.

Franz von Broich, Matthias Breuer, Josef Meurer und Fritz Schlenter hatten einst die Idee, eine Stadtmeisterschaft zu organisieren. Zehn Frauen- und 23 Männermannschaften meldeten sich an. Eine Erfolgsgeschichte begann, die bis heute andauert. Damals übernahm übrigens der Bürgermeister der Stadt Eschweiler, Fritz Koch, die Schirmherrschaft und warf zur Eröffnung am 28. Januar 1973 die erste Kugel. Bis heute ist der Bürgermeister Schirmherr. Es gibt zwei Mannschaften, die bei allen Auflagen dabei waren: Der Männerclub „Dürwisser Jonge“ und der gemischte Verein „Bunte Acht“ (siehe Infobox).
Das Ziel: Stadtmeister

Katja Eckstein räumt mit einem Vorurteil auf: Um eine Partie durchhalten zu können, sei vor allem die körperliche Fitness wichtig. „Kegeln ist eine Präzisionssportart mit einer nicht zu unterschätzenden körperlichen Komponente“, so Eckstein. Die 36-Jährige weiß jedoch auch: „Es ist ein Sport, den man auch noch im hohen Alter betreiben kann, wenn man ihn richtig ausübt.“ Wo wir beim nächsten Vorteil des Hobbys sind.

Der „KC Pegelclub“ hat demnach noch viele Jahre vor sich. Für die jungen Kegelfreunde steht fest: Sie wollen ihre Freundschaft weiterhin auf diese Weise pflegen. „Man hat uns gesagt, dass jetzt die schwierigste Zeit auf uns zukommt. Die Leute heiraten, bauen Häuser und bekommen Kinder“, sagt Müller und fügt hinzu: „Daran zerbrechen viele Clubs. Da müssen wir einfach durch.“

Müller und Nießen sind voller Hoffnung, dass der Club dies überstehen wird und vielleicht klappt es dann auch mit den sportlichen Erfolgen. „Es wäre schon toll Stadtmeister zu werden“, sagt Nießen. Dieses Ziel liege jedoch noch in weiter Ferne.

buttonzurueck